(Brevet "Frühjahrsbegegnung" 24.04.2010 / Aumühle / knapp 30 TeilnehmerInnen / 215 km"
Es war ungewohnt leer auf dem Parkplatz des Tennisvereins TuS Aumühle-Wohltorf. Konnte Michael im letzten Jahr noch an die 60 TeilnehmerInnen verbuchen, hatte sich in diesem Jahr die Anzahl etwa halbiert. Die werden doch wohl nicht alle
Fußgänger geworden sein ?
Das Wetter,nicht schlecht, aber doch nicht so gut, wie vom Wetterbericht versprochen. Bedeckt, trocken und frisch. Dafür war der Wind nicht besonders bemerkenswert. Auch auf der Strecke konnte man kaum Bewegung bei den alternativen Stromerzeugern auf den Feldern erkennen. Womit sollen denn die vielen Elektroautos fahren, wenn auch die Atomkraftwerke die Stromproduktion einstellen sollen? Bei Bleckede kam uns der Aufmarsch der
Anti-AKW-Demonstranten entgegen. Man fährt in der Regel dieselgetriebene Trecker, wahrscheinlich ohne Filter. Wir wurden zur Begrüßung angehupt und ich habe freundlich zurückgewinkt.
Praktisch gleich nach dem Start in Aumühle hatte sich das Teilnehmerfeld aufgeteilt, in eilige Fahrer mit dem sportlichen Anspruch, möglichst schnell die Strecke zu bewältigen und die mit vielfältigen Interessen an Kultur und Landschaft. Auch die vielfältig Interessierten kamen relativ flott voran, ohne dass der Zusammenhalt der Gruppe gefährdet war. Und bei Bleckede gibt es nicht nur Trecker, sondern auch eine Fähre. Wir setzen streckenplangerecht auf die nördliche Elbseite über. Weiter ging es immer am Elbdeich entlang, bis kurz vor Dömitz. Störche haben wir gesehen, aber
keinen blauen. Da ist die Welt noch weit gehend in Ordnung.
In Lübtheen überkam uns der Wunsch, nach einem kleinen Einkaufsbummel. Das exquisite Geschäft mit den 4 Buchstaben-Namen konnte auch ausgefallene Radlerwünsche preiswert befriedigen. Leider hatte das Bäckereifachgeschäft um 12:10 Uhr gerade geschlossen. Ein ortsansässiger Radfahrer wusste Rat, kannte eine Telefonnummer und dann lief alles irgendwie von selbst. Wir halfen beim Aufstellen der Tische und Stühle auf dem Hof einer Bäckerei in einer Nebenstraße. Dann gab es Kaffee und Kuchen, nicht nur mit Milch und Zucker, sondern auch mit Kaffeesahne. So gehen Wünsche in Erfüllung, wir ließen es uns gut gehen. Mittlerweile schien sogar die Sonne.
Am Deich ist es sowieso flach, und von Aumühle aus fährt man runter zum Deich. Spätestens ab Pritzier ging es dann auch wieder mal hoch. Nicht viel, nicht lang, aber immer mal wieder ein bischen. Man fährt sie dann wieder ran an die Gruppe, es kommt die nächste Kuppe und dann hört man:"Das ist mir jetzt zu anstrengend. Fahrt mal, ich komme zurecht" Ist sie auch, der rausgefahrene Vorsprung sollte für einen "ehrlichen" Platten und zum Duschen reichen.
Der Streckenabschnitt zwischen Wittenburg und dem nördlichen Ausläufer des Schaalsees ist landschaftlich ansprechend und auch der Straßenbelag bietet einige Abwechslungen. Es gelang uns, trotz welliger Landschaft und Kopfsteinpassagen zusammenzubleiben. Die bisher absolvierten 150 Kilometer haben, nicht ganz gleichmäßig, auf die Fahrer gewirkt. Es erfordert jetzt einigen Aufwand, die Gruppe zusammenzuhalten. Ich benutzte im Gespräch mit meinen MitfahrerInnen jetzt öfter mal Worte wie "ruhiger", "kürzer" oder sogar "langsamer".
Zwischen Mühlenrade und Hamfelde gibt es einen durchaus ordentlichen Radweg, den ich alleine unterwegs, in der Regel benutze. Mit der Gruppe und auf langen Strecken hält man sich damit aber nicht auf. Man kommt nicht vernünftig rauf und wieder runter. Wenn doch, dann führen bestimmt einige Reiterinnen ihre Vierbeiner spazieren. Man kann sich auf Radwege einfach nicht verlassen und sie bieten auch nicht genug Raum für eine Fahrt in der Gruppe mit Geschwindigkeiten so um die 30. Solche Überlegungen sind Fahrern mit bayerischen Geländefahrzeug sicher eher nicht geläufig. Das Fahrrad am Wagenheck deutete auf einen selektiven Einsatz des zweirädrigen Verkehrsmittels hin. Der freundliche Hinweis, durch das geöffnete Beifahrerfenster auf den Radweg, hätte also zu einem schönen Gedankenaustausch über die Sinnhaftigkeit von Radwegen und Verkehrsmittelwahl führen können. Ich gestehe, ich war nach 200 Kilometern etwas lustlos, mich darauf einzulassen, zumal am Horizont Gegenverkehr auftauchte. Ich komprimierte meine Meinung zum Thema, vielleicht etwas undifferenziert, mit dem Wort "ÜBERHOL !". Zum Glück wurde ich verstanden.
Die Straße durch den Sachsenwald hat keinen Radweg, ist aber wellig. Wir sind trotzdem ziemlich geschlossen wieder in Aumühle angekommen. Nach dem duschen gab es Erbsensuppe mit Würstchen und Gelegenheit über "ehrliche" Platten zu diskutieren. Die eine Fraktion war der Meinung , ein ehrlicher Platten sei dadurch gekennzeichnet, dass man den Dorn findet, Ihn rauszieht, flickt und dann ist alles gut. Andere haben nicht direkt widersprochen, waren aber der Meinung, man könne solche Pannen auch bewusst nutzen, um Pausen zu provozieren.