Privatfleche Thale - Hamburg

Tour Thale - Hamburg am 22./23.Mai 2010 ca. 375 km ca. 23 Stunden (Fahrer Benno,Dierk,Michael und Burkhard)

Prolog

 

Nach einem guten Kilometer kam der große Knall. Nicht das mein Hinterrad neu gewesen wäre, aber ausgerechnet jetzt! Benno und ich wollten doch schnell zur Jugendherberge in Thale. Die Abendbrotzeiten sind in solchen Institutionen schließlich limitiert. Das erste Limit war jetzt aber die Funktionsfähigkeit meines Hinterrades. Eigentlich war der Fahrradladen nicht weit weg, doch selbst ein guter Kilometer, mit Gepäck zu Fuß und einem Hinterrad ohne Funktion, ist anstrengend. Eine Stunde und 130,-€ später, konnte es dann weitergehen.  
 
In Wernigerode einmal nicht aufgepasst. Das machte aber auch nichts mehr. Zu spät ist zu spät. Dierk und Michael hatten zum Glück noch Brot und Aufschnitt sichergestellt. Ein wenig Grundlage für das abendliche Bier ist einfach nötig. Rolf hatte sich übrigens auch ein neues Hinterrad vom örtliche Fahrradfachgeschäft gegönnt. Es waren aber nur irgendwelche Haarrisse ohne ordentlichen Knall.  
 

Regeln

 
RTF-Punktesammler kennen die Sternfahrt. Ein Fleche bei den Randonneuren ist so etwas ähnliches, mit ein paar zusätzlichen Randbedingungen (mindestens 360 km und 24 Stunden unterwegs, Team mit 3-5 Fahrern). Nicht das es einen Veranstalter für unsere Tour gegeben hätte und wer will schon Punkte und Orden. Aber wenn man sich an diese Vorgaben hält, hat man schon mal gute Voraussetzungen für einen unterhaltsamen Tag auf dem Rad geschaffen. Ich hatte eine Tour von Thale nach Hamburg-Altengamme von knapp 400 Kilometern geplant. Das mit den 24 Stunden haben wir nicht haargenau umsetzen müssen, aber allzu früh hätten wir auch nicht sein dürfen, sonst wäre das Frühstück in Gefahr gewesen.  
 

und die Tour

 

Wenn die Vereinskollegen schon mal da sind und kein Platten dazwischenkommt, sollte man auch ein wenig zusammenfahren. Meine Strecke hatte ich deshalb an Rolfs Streckenplanungen angepasst. Von Thale zum Hexentanzplatz hoch ist ein ordentliches Stück Arbeit und da freut man sich auch über moralische Unterstützung. Wir sind gemeinsam in den Berg hineingefahren und oben in Friedrichsbrunn auf dem Parkplatz konnte ich mich auch noch von den FahrerInnen der mittleren Leistungsgruppe verabschieden. Der erste Tritt ist immer der schwerste und wir mussten jetzt nur noch den Berg runter fahren und dann waren wir praktisch in Hamburg.  

Der Harz warf dann aber noch ein paar zusätzliche Wellen und es fiel mir persönlich schwer, an meinen Mitfahrern dranzubleiben. Bergauf hemmt mich eine verstärkte Schwerkraft und bergab fehlt mir Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten, das Verständnis der anderen Verkehrsteilnehmer und das Pflichtbewusstsein der Straßenbauer. Aber nach knapp 3 Stunden konnten wir den Harz abhaken und das ganze bei Kaffee und Kuchen in Wernigerode feiern. Erstaunlich was die Stadt außer Umgehungsstraßen noch zu bieten hat. Zum Glück kannte Dierk sich aus.  
 
Die Streckenplanung war vom Verlauf der ehemaligen innerdeutschen Grenze inspiriert. Es ging durch viele kleine Orte, die Landschaft geprägt von der Landwirtschaft und Windenergie. Das Wetter hielt nicht ganz, was es in Thale versprochen hatte. Es wurde trübe und leicht windig. Kurz vor Braunschweig überquerten wir dann die Grenze von Sachsen-Anhalt nach Niedersachen. Der Grenzturm steht noch. Nach ein paar Gelände-Wellen machten wir wieder nach Osten rüber. Ein Stück Kopfsteinpflaster, dann feinste leere Bundesstraße. Der Streckenschlenker zur Grenzkontrollstelle Marienborn (jetzt Gedenkstätte) wirft die Frage auf, wie man Asphaltbelag so uneben hinbekommt. Die Sattelhöhe stimmte nur fast. Der Monteur in Harzburg hatte mein Rad an der Sattelstütze festgeklemmt und musste den Sattel dabei verstellen. Außerdem hatte ich eine Woche zuvor meine Schuhe beim Abfahren von Hamburg-Berlin-Köln kaputtbekommen. Was ich jetzt trug, passte auch nur fast. Auch die Sensibilität als Straßenbelagtester muss mann sich erarbeiten. Die Gedenkstätte schließt um 17:00 Uhr, wir waren rechtzeitig für ein paar Fotos auf dem riesigen Gelände.  
 
Essen oder nicht Essen, dass ist hier die Frage. Die Streckenführung ließ nicht auf gesicherte Versorgung unterwegs schließen. Wir nahmen die erste sich bietende Gelegenheit in Beendorf wahr und die Entscheidung erwies sich als richtig. 3 Gänge-Menü und Getränke für um die 20,-€. Der nächste Haltepunkt war in Salzwedel vorgesehen, und der einzige von mir wirklich geplante. MacDo hatten wir noch von einem der vorherigen Fleches in guter Erinnerung. Die gastliche Stätte hat bis 2:00 Uhr auf und man kann den Kopf auf den Tisch legen, wenn einem die Musik und die jugendlichen Nachtschwärmer nicht stören. So ein Halt ist wichtig, um die Tourzeit "einzustellen". Ist man gut unterwegs, kann man länger bleiben. Außerdem muss man einen Versorgungspunkt haben, bevor es durch die 'wirkliche' Nacht ohne Versorgungsmöglichkeiten geht. Von Beendorf nach Salzwedel mussten lange Geraden und die einbrechende Dunkelheit bewältigt werden. Wir konnten uns fast 3 Stunden Salzwedel leisten.
 
In Lüchow gab es dann eine Umleitung und leichte Orientierungsprobleme, aber GPS sei Dank, hatten wir alles bald wieder im Griff. Totale Dunkelheit, der schmale Radweg auf dem Deich und die Pfeiler der alten Eisenbahnbrückenruine bei Dömitz. Das Hundegebell war diesmal lauter als das Froschgequake. Denen wird es noch zu kalt gewesen sein. So ein kleiner Gag in der Tourenplanung hebt die Stimmung. Der Planer war froh, dass die Generalkarte zum Ziel führte.
 
Dann kam die B195 und alles war auf der Reihe. Man hätte das GPS auch ausschalten können. In der Nacht wunderte ich mich allerdings wie viele scharfe Kurven die eigentlich gerade Bundesstraße doch so macht.  
 
Nach dem Kopfsteinpflaster in Boitzenburg ging es auf der B5 hinunter nach Lauenburg. Zu normalen Zeiten fahre ich da immer Radweg. Gefühlte 3 Autos haben uns überholt, darunter ein Huper. Die Tankstellenbedienung hatte gerade eingeparkt, Zeitungspakete lagen vor der Tür. Lauenburg hat mehrere Tankstellen und einen Bäcker der am Pfingstsonntag um 6:00 Uhr aufhat. Ich nahm das kleine Frühstück, weil es zum Abschluss der Tour noch Frühstück bei Benno geben sollte. Aber richtig satt wurde ich nicht. Die Kollegen sahen müde aus, ich war das wohl auch.
 
In 15 Minuten sind wir da !
 
Wir hätten wohl auch B5 fahren können, wählten aber die Trainingsstrecke über Juliusburg und Krümmel und fuhren dann über Altengamme, Bergedorf an. Es war feucht und kalt geworden. Eine gute Stunde später, gut versorgt von Maria, saßen wir auf Benno's Terrasse und frühstückten. Und da schien dann auch die Sonne.
 
Zu Hause habe ich dann noch meine Radsocken entsorgt und den Rest des angebrochenen Tages dösend und zeitungslesend verbracht. Auch das war noch auszuhalten.