Es gibt Schlimmeres

11.-12.6.2011 / Tour Thale Hamburg / 3 Mann / 395 km / 22 ½ Stunden

Donnerstag beruflich in Berlin und am Freitag noch 2 Stunden im Büro. Ich hatte mich auch nicht weiter um eine Mitfahrgelegenheit nach Thale gekümmert. Niedersachsenticket und alles war in Ordnung. So in Ordnung wie es im Nahverkehr kurz vor Pfingsten sein kann. Der Metronom-Schaffner wollte eines seiner Fahrradabteile für irgendetwas freihalten. 2 Mal umsteigen. Bei der Bundesbahn funktioniert immer noch nicht jede Klimaanlage. Außerdem musste ich stehen. Mit den beiden Rollstuhlfahrern hätte ich trotzdem nicht tauschen wollen.
 
Die Endspurt-Kollegen hatten die Einführungsrunde absolviert und schon geduscht. Ich war rechtzeitig genug, zum gemeinsamen Abendbrot in der Jugendherberge (ungeduscht). Die Anfahrt mit dem Rad von Bad Harzburg verlief ereignislos. Nicht einmal in Wernigerode habe ich mich verfahren.  Aber so eine direkte Anfahrt mit dem Rad zur Endspurt-Etappenfahrt im Harz, löst doch immer wieder Fragen aus. Im Grunde war ich ja direkt aus Berlin mit dem Rad gekommen. Solche Geschichten bieten Raum, einen Mythos zu spinnen. Dabei nutzen Dierk, Michael und ich nur die Gelegenheit, gemütlich einen ganzen Tag Rad zu fahren. Die direkte Strecke nach Hamburg ist aber ein wenig kurz. Man muss einen Bogen schlagen, essen gehen und viel Pause machen, um die 24 Stunden so in etwa voll zu bekommen.
 
Zwei Hasseröder und dann doch noch mal die Füße vertreten. Der Wanderweg durch das Geröllfeld hoch zur Rosstrappe ist gesperrt und zum größten Teil selbst nur noch Geröll. Die Schilder am Wanderweg entlang der Bode sind nicht nur aus juristischen Gründen montiert. Ab und An kommt wohl doch ein Stein von oben. Ich war zwar der letzte von uns dreien im Bett, aber es war doch noch relativ früh. Wenn Benno dabei gewesen wäre, hätten wir uns wohl noch mindestens ein bis zwei weitere Biere gegönnt. Er hat leider den Hang zu gefährlichen Sportarten. Tanzen ist schlecht fürs Knie. Auch andere betreiben gefährliche Sportarten. Der Ausstieg aus Hochbetten kann zum Armbruch führen. Fahrt einfach nur Rad, das ist noch relativ sicher. 
 
Es schaltet einwandfrei, nichts rutscht durch. Ich weiß aber, wenn ich die Kette tausche, sind mindestens die Ritzel und die Schaltröllchen fällig, wahrscheinlich auch die Kettenblätter. Das wusste ich auch schon vorher, jetzt weiß ich noch, dass man niemanden an sein Rad lassen sollte. Selbst wenn derjenige mit Öl und Putzlappen anrückt. Wir haben ohne technische Probleme die knapp 400 km von Thale nach Hamburg absolviert. Michael wird es auf die magische Ölung zurückführen. Im Gegensatz zu Peter, hat er aber die Kette nicht demontiert.
Es war trocken als wir zusammen mit der Endspurt-Etappengruppe starteten. Wir trennten uns nach wenigen Kilometern und ohne Berg, um über Quedlinburg die Heimfahrt anzutreten. Die neue B6 ist fertig und die alte Bundestraße leer. Es rollte bis Nachterstedt am Concordiasee. Der ehemalige Braunkohletagebau wurde 1999 geflutet, 10 Jahre später (18.Juli 2009) rutschten dann 2 Häuser in den See, drei Menschen wurden verschüttet und sind verschollen. Heute sitzt da ein Wachmann und lässt niemanden an die Kante. Wir umfuhren das Sperrgebiet und betrachteten den See von Schadeleben aus.
 
In Schönebeck regnete es und Dierk war etwas wählerisch in Bezug auf die Lokalität. Wir landeten bei einem Pizza-Imbiss mit deutschem Personal. Die Pizza war in Ordnung und der Regen war auch zu Ende. Nach zweimaliger Querung der Elbe und einigen Straßenbahnschienen gab es dann Kaffee in Magdeburg. Ich nahm ein Eis dazu, die beiden lästernden Kollegen waren mit dem Erdbeerkuchen nicht wirklich zufrieden.
 
So ein Track durch eine Großstadt ohne Ortskenntnisse zu planen hat seine Tücken. Wir sind aus Magdeburg herausgekommen, aber da gibt es sicher elegantere Möglichkeiten. Das Schiffshebewerk Rothensee war nicht weit ab von unserer Strecke. Wir gönnten uns den Abstecher.
Fähre fahren ist immer nett. Wir benutzten die Fähren Rogätz und Ferchland. Die Straßen auf der östlichen Seite der Elbe waren bis auf kleine Ausnahmen bei den Ortsdurchfahrten sehr gut. Es war sicher ein schwerer Schlag gegen die deutsche Küchenkultur, aber wir sind nicht im weißen Schwan (Bismark) eingekehrt. Es war noch hell und Salzwedel nicht mehr so weit. Und auf dem Streckenteil kamen dann auch endlich mehrere Orte, mit richtig schönem Kopfsteinpflaster (die Bürgersteige hatten Plattenbelag).
 
Der MacDo hat bis 4:00 Uhr morgens auf. Solange blieben wir dann doch nicht. Aber lange genug um umziehen zu müssen, weil ein Teil der Lokalität gereinigt wurde. Auch Pfingstsonntag um 2:00 Uhr morgens wacht das Auge des Gesetzes. Die Polizisten freuten sich, uns auf den Radweg hinzuweisen. Wir freuten uns weniger und verfuhren uns noch ein klein wenig in Salzwedel, ehe wir wieder auf der Bundesstraße waren. Es werden etwa 10 Autos gewesen sein, die uns in der Stunde Fahrt auf der B71 überholt haben.
 
In Bad Bevensen war es wieder hell, aber es gibt noch nirgendwo Kaffee. Den Halt für den Riegel aus der Tasche fand ich ja in Ordnung, zumal mich auch noch ein anderes Bedürfnis plagte. Aber die Jungs setzen sich einfach hin und machen die Augen zu. Dabei ist das a..kalt. Als es dann doch wieder weiter geht, kommen ein Schauer und eine schöne Bushaltestelle.         
 
Auch in Hohnstorf gibt es keinen Kaffee. Krümmel ist abgeschaltet, der Tsunami kann kommen. Aber es gibt schlimmeres, z.B. Sprossen auf dem Salat und Regen. So ein Nieselregen der immer stärker wird und nicht aufhört. Am Schluss hat man nasse Füße und keine Lust mehr. Zum Glück war es nicht mehr weit bis zu Michaels Hütte. Kathi hatte Rührei mit Krabben parat, dazu frische Brötchen. Als wir satt waren, blieb noch die Müdigkeit. Dafür hatte der Regen aufgehört. Ab nach Hause und ins Bett.
 
Bilder: Ich hatte meine Kamera dabei, aber die hatte sich irgendwie in den falschen Zustand gerüttelt und war nicht in Gang zu kriegen. Die Bilder sind mit Dierks Apparat entstanden. Fotografiert haben vor allem Michael und Dierk.

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