Am 1. September machte ich mich auf den Weg nach Korsika, um nach 6 Jahren mal wieder mit Trekkingrucksack auf Wandertour zu gehen. Da mein Begleiter aus Östereich erst um 19 Uhr in Poretta landete, trafen wir erst nach 20 Uhr in Bastia ein. Jetzt hieß es ein Hotelzimmer zu finden. Nachdem wir fast 10 Hotels abgeklappert hatten und alle komplett belegt waren, blieb uns nur die Möglichkeit am La Gare in Bastia zu nächtigen. Vorher stärkten wir uns noch in einer Pizzeria.
Der Bahnhof wird nachts geschlossen und der Schlafplatz unterm Vordach war nicht besonders günstig. Das Licht und der Wochenendverkehr beeinträchtigten unsere Nachtruhe. Es war die erste von vielen schlaflosen Nächten auf Korsika. Gegen Morgen bekamen wir Gesellschaft von zwei Discogängern, die sich vor dem Eingang niederlegten.
Unser Zug nach Calvi fuhr 9:45 Uhr und dauerte ca. 3 Stunden. Mit zwei Waggons ging es auf die Schmalspurstrecke durch die Berge. Es ging in südlicher Richtung nach Ponte Leccia, wo man umsteigen kann in einen Zug nach Ajaccio. Für uns ging es in nördlicher Richtung weiter nach L`ile de Rousse. An den Stränden war noch einiges los bei geschätzten 28° C. In Calvi angekommen hatten wir noch Zeit für eine Stärkung bis der Bus nach Calenzana fuhr. Dort fanden wir ein kleines Hotel und zwei Gleichgesinnte aus Sigmaringen für den 1. Wandertag auf dem GR 20.
Ewald hatte versehentlich 4 Plätze im Internet für das erste Refuge gebucht. So war unsere erste Hüttennacht gesichert. Der Aufstieg war angenehm zu gehen, nur mein Rucksack drückte an der rechten Schulter. Immerhin trug ich ca. 13.5 kg mit Wasser und Verpflegung auf dem Rücken! Unterwegs trafen wir auf einige junge Leute die einen kleinen Lambradormischling an ihrer Seite hatten.
Das Refuge d`Ortu di u Piobbu war voll belegt. Für die Zelter stand ein Gaskocher zur Verfügung. Proviant konnte erworben werden, ebenfalls wurde abends ein Menü angeboten und das Petit Dejeuner wartete am Morgen auf uns.
Der nächste Tag brachte Regen. Nach und nach verließen die Wanderer das Refuge. Um halb zehn starteten wir auf besseres Wetter hoffent unsere Tour mit den ersten Kletterpassagen und Gratwanderungen. Leider besserte sich das Wetter nicht besonders und am Nachmittag beim Abstieg zum Refuge Carrozzu waren Handschuhe und Stiefel durchnässt. Die Nacht verbrachten wir in einem Mietzelt. Der nächste Tag war unser Ruhetag, auch kein gutes Wetter und die Mehrheit der Wanderer stieg nach Bonifatu ab.
Am Donnerstag folgte die Etappe nach Haut Asco über die Hängebrücke und an teilweise kettengesicherten Felswänden entlang. Die laut Rother Wanderführer als schwer eingestufte Tour hatte es in sich. Der Hammer kam aber am Folgetag. In Haut Asco bekamen wir ein Bett in der Gite d`ètape. Es gab noch ein Hotel, ein Restaurant, einige Holzhütten und eine Skipiste. Warmduschen war angesagt für die Ersten!
Am nächsten Tag ging es die Skipiste ein Stück hoch, links in den Kiefernwald hinein und nach 600 hm hat man die Bocca Tumasginesca erreicht und der schwierigste Teil des GR 20 begann: Cirque de la Solitude oder Tal der Einsamkeit! Laut Wanderführer ein mit Ketten und Leitern gesicherter Talkessel
von 250 m Tiefe. Das erste Stück war auch gesichert, den steilen Rest musste man hinunterklettern. Das war auch das schwierigste am Ganzen. Ohne Hilfe hätte ich diesen Part nicht geschafft. Mehr als einmal rutschte mir das Herz in die Hose! Das Tal war gut besucht, eine 10er Gruppe kam uns entgegen. Der Aufstieg linker Hand 300 m hoch erschien mir leichter.
Oben an der Bocca Minuta auf 2200 m hatte man einen tollen Ausblick in das Viru-Tal. Nun noch knapp 500 m hinunter und das Refuge Tighiettu ist erreicht. Nun hat man den schwersten Teil des Weges überwunden. Es war auch weiterhin anstrengend, weil die Strecken von den km her lang waren. Es gab immer wieder Kletterpassagen und große Stufen mussten bewältigt werden. Bei Etappe 9 hatte man die Wahl zwischen Badevergnügen durchs Tal oder alpiner Variante über die Pinzi Corbini. Da Fritz nichts vom Baden in den Gumpen und langen Pausen hielt, nahmen wir die mit einem gelben Doppelstrich gekennzeichnete 4 km Route über die Berge. Das Ziel war das Refuge de l`Onda. Es lag oberhalb einer Bergerie, in der wir abends unser Menü und morgens das Frühstück einnahmen. Ein gerader Felsen neben der Hütte bot sich für ein Sonnenbad an. Mit Stirnlampe ausgerüstet ging es später in 10 min. runter zur Bergerie. Mit dem letzten Licht stiegen wir leicht alkoholisiert zum Refuge auf. Wein war noch das günstigste Getränk und er schmeckte nicht schlecht! Die Lebensmittel werden teils mit Hubschrauber, Mulis oder Eseln vom Tal hoch transportiert. Das Bier, liebstes Getränk der Männer kostete zwischen 4 und 6 € die Dose. Der nächste Tag brachte uns nach Vizzavona, wo der nördliche und der südliche GR 20 zusammentrafen. Dort gönnten wir meinem rechten Knie durch einen Sturz vorbelastet, einen Ruhetag. Viele Wanderer verlassen hier den Gr 20 oder steigen in den südlichen Teil ein. Nach der Motto: Alles oder nichts ging es für uns auf die letzten sechs Etappen.
Das Wetter war uns gut gesonnen! Herrliche Ausblicke standen weiterhin im Programm, ebenso wie steile Aufstiege. Der zum Refuge de Prati ist mir besonders in Erinnerung geblieben. An diesem Tag stand eine Doppeletappe auf dem Plan. Vom Refuge de Cappanelle ging es ca. 4 Stunden rauf und wieder runter zum Col de Verde. Dort machten wir eine Pause und ich bekam endlich ein Panachè (Alster). Danach ging es mehrmals richtig steil hoch und meine Wanderstöcke taten ihren Dienst! Nach 2,15 Stunden war das Refuge in Sicht. Im südlichen Teil des GR 20 bekamen wir immer einen Platz im Refuge. Meist traf man an den Hütten auf Hunde oder Pferde, die den Gardinier unterstützten. Die letzten zwei Tage hatte ich mit einer Erkältung zu kämpfen und die Luft war einfach raus. Ich sehnte mich nach dem eigenen Bett und einem deutschen Frühstück! Wir marschierten durch Kiefernwälder und an einem Punkt konnte man Sardinien sehen. In Conca übernachteten wir in einer Gitè mit einem Restaurant. Der Chef brachte uns am Morgen zum Bus Richtung Bastia.
In Solenzara stiegen wir aus, um noch ein wenig Strandleben zu geniessen. Mit dem Nachmittagsbus ging es in 2.5 Stunden nach Bastia, wo ich mit Glück ein freies Hotelzimmer fand. Der Flughafenbus fährt öfter und ich kam rechtzeitig in Poretta an.
Korsika ist eine Reise wert und ich komme wieder! Das nächste Mal mit dem Rad einmal um die Insel!
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