Zeitfahren Hamburg- Berlin 2012

Kurz vor Ende der Saison war wieder die Rede von der 10h - Marke in Ostholstein.

Keiner will es gewesen sein. In diesem Jahr meldeten wir uns als Einzelstarter (!?)

"Es kommt ja vor, das ein Teammitglied eine schlechte Tagesform hat und in die Bahn steigen muss. Es kann auch einen Defekt geben, der zur Aufgabe zwingt. Es soll aber nicht 
sein, dass sich einer zu Anfang für das Team kaputt fährt und dann als "Ballast" abgeworfen wird." 
(Burkhard 2004)

Vorsichtshalber verpassste ich meinem Motta einen selbstgebastelten Zeitfahrlenker. Ich hatte sowas schon mal bei "Rund um Berlin" gesehen- ein abgesägter gerader Lenker mit Kabelbindern und Schlauchschelle unter den Vorbau geklemmt. Schalen zum Aufliegen hatte ich noch liegen. Vorm Start sorgte diese Lenkerposition, die ich probehalber einnahm, für Aufregung bei der Konkurrenz und für Erheiterung im Allgemeinen.

Foto: B. Sielaff

Auch Klaus H. konnte hier noch lachen. Er verabschiedete sich mit den Worten: "Wir sehen uns in Berlin"...Und wie er uns noch sehen würde- das Grinsen war dort auf jeden Fall (auch) auf unserer Seite.
Angela mit ihrer neuen  Weste startete zeitgleich. Zeitgleich trafen wir in Dömitz ein und zeitgleich in Berlin- wie abgesprochen (!?). Heinz und Thomas gönnten sich einen Vorsprung von einer halben Stunde. Irgendwie haben wir sie dann auf der Strecke verpasst- vermutlich auf dem Stück vor Hitzacker, wo wir wegen der Baustelle über Wietzetze fuhren. Wir verfolgten die 2-Stopp Strategie, wobei wir diese Stopps so kurz wie möglich halten wollten. 12 min insgesamt war unsere Standzeit. In Dömitz halfen die "Döner Boys" Jochen und Jürgen mir dabei, die Flaschen zu füllen. Leider hatte ich keine Zeit lange zu schnacken. Auch Knut war da. Die Strecke bietet ja inzwischen keine Überraschungen mehr- außer das die Kamele in diesem Jahr nicht da waren. Die langen geraden Wirtschafteswege zwischen Breetz und Wittenberge waren wie geschaffen für meine neue Sitzposition- ich fühlte mich recht wohl dabei. Nach einem kurzen Stopp, bei dem wir unsere geschmierten Brote, Gels und Riegel aus der Packtasche in unsere Trikottaschen verstauten, hängten wir uns in eine Gruppe, die uns bis kurz hinter Bad Wilsnack begleitete. Dort an der Tanke fuhren wir unter anderem an den Paulianern vorbei. Nachdem auch der Rest der Gruppe einen Stopp in den Büschen einlegte, fuhren wir wieder alleine. Kurz hinter Havelberg machten wir dann unsere zweite Pause. Leberwurst- und Käse/Rosinenbrot sind besser als Riegel. Fast alle Riegel, die ich in den Tagen zuvor gekauft hatte, aus Angst  zu verhungern unterwegs ohne Pause, blieben unberührt. Eher wurde das Wasser knapp. Bis Dömitz hatten wir je eine Trinkflasche verbraucht. Dort füllten wir unsere vier Trinkflaschen und zwei Literflaschen auf- das sollte reichen. Ein Einkauf war nicht vorgesehen, denn bekanntlich ist auf längeren Strecken nicht der Nettoschnitt entscheidend sondern die Länge der Pausen. Leider musste ich in Havelberg die Frage eines Fahrers eines anderen Teams nach Wasser verneinen. Jeder Tropfen war abgezählt und ein Fehlen hätte am Ende dazu geführt, dass ein zusätzlicher ungeplanter Stopp notwendig geworden wäre. Und, Havelberg ist keine Wüste und die nächste Tanke nur 300 m entfernt. Bis Rhinow fuhren wir mit der Gruppe zusammen, wo diese sowieso pausieren wollten. Alleine fuhren wir auf Friesack zu. Zum ersten Mal nahmen wir etwas Tempo raus um etwas zu regenerieren. Inzwischen zeigte uns der Bruttoschnitt, dass wir 10 h unterschreiten könnten, wenn nichts Unvorhergesehenes mehr passieren würde. Vor Paulinenaue sammelten wir ein "Eichhörnchen" auf. Ein Ortskundiger, der mit uns entlang der B5 fahren möchte. Ich möchte eigentlich keine Experimente machen- doch, als wir kurz vor Nauen von Endspurt/Hauni eingeholt werden, die 10 min vor uns gestartet sind !! und diese auch B5 fahren wollen, folgen wir. Nicht zu Letzt deswegen, weil ich diese 10 min nicht wieder verlieren möchte- Dranbleiben reicht. Das Tempo zieht noch einmal etwas hoch. Hinter Nauen ist ein Fahrer sehr erstaunt uns hier zu sehen- ist ihm wohl nicht so recht, dass wir gesehen haben wie er gerade von (oder aus) seinem Begleitfahrzeug kommt. Das "Eichhörnchen" führt uns sicher auf verschlungenen Radwegen entlang der B5. Doch überzeugt mich diese Variante nicht wirklich und eine Auswertung der Streckenlänge am nächsten Tag ergibt, dass diese Strecke 3 km kürzer ist als über Falkensee. Hierbei jedoch  zwingen viele Stopps und 90° Kurven zur Reduktion des Tempos- ich glaube zeitlich gesehen ist diese Variante keine Verbesserung- es sei denn, man fährt direkt auf der B5 (http://www.audaxclub-sh.de/node/114)

 Foto: B.Sielaff

Im Ziel sind wir nach 9h 39 und es hat wieder mal Spass gemacht, obwohl ich ja "nie wieder auf Zeit" fahren wollte, wie mir 2008 vorgenommen hatte. Aber es ist eben ein "Zeitfahren" und irgenwie etwas ganz Besonderes , was Burkhard und der ACSH hier auf die Beine gestellt haben.

Vielleicht liegt der Reiz des Besonderem darin, dass es sich hier nicht um eine der üblichen Rennveranstaltungen handelt, sondern um eine Veranstaltung, die sich aus dem Randonneursgedanken heraus entwickelt hat.
Am 13.10.2001 starteten zum 1. Mal 15 Fahrer von Altengamme um am nächsten Tag die RTF in Spandau zu fahren. 
"Es soll eines der wärmsten Oktoberwochenenden überhaupt gewesen sein. Der Wind war nicht wirklich stark, aber er kam uns entgegen und mit fortschreitender Fahrtzeit wird man wohl auch immer sensibler.",
schreibt Burkhard in seinem Bericht, der leider nicht direkt verlinkt werden kann.

Hier auf der alten Seite des ACSH wird man fündig.

Nach 29 TN 2002 und 28 TN 2003 explodierte ab 2004 die Teilnehmerzahl.
Burkhard schrieb:
 

"Über 70 Anmeldungen waren für die aktuelle Veranstaltung daher erst mal eine Steigerung, die es zu bewältigen galt. So ein guter Zuspruch ist schon schön. Aber irgendwann kommt die Frage auf, wann die Teilnehmerzahl so groß wird, dass man nicht mehr selbst starten kann.Außerdem kann  man nicht mehr jeden kennen."

2005 starteten 85 Teilnehmer und erstmals wurde die 8 h Marke unterboten.
Ab 2006 starten mehr als 100 TN und 2012 musste die Teilnehmerzahl erstmals auf 300 TN beschränkt werden.

 

 Dies ist ein Auszug aus meiner persönlichen HH-B Chronik

 

gruss MOTTA