Permanente Etappenfahrt im Harz

Es ist zwar schon eine Weile her, aber noch erinnere ich mich dran.
Als Vorbereitung für meine geplante Urlaubsfahrt über die Alpen wollte ich
ordentlich Höhenmeter und Kilometer in den Beinen haben und hatte mich für die
Etappenfahrten im Mai nach Bad Gandersheim und für Thale angemeldet. Zwischen
den beiden Etappenfahrten, die im Abstand von einer Woche stattfanden, wollte
ich irgendwo in der Gegend radfahren und suchte noch nach einer guten Idee. Im
BDR Kalender wurde ich dann fündig. Dieses Jahr wurde eine permanente
Etappenfahrt im Harz angeboten. Fünf Etappen mit Strecken  zwischen 90 und
123 Kilometer, das war doch was.

Kolja, mit dem ich in Bad Gandersheim zusammen ein Zimmer gebucht
hatte, hatte mich gefragt, ob wir nicht am Sonntag nach der Etappenfahrt
gemeinsam mit dem Rad wieder nach Hamburg fahren wollten. Als ich ihm erzählte,
dass ich stattdessen die Woche bis Pfingsten in St. Andreasberg verbringen
wollte, haben Sabine und er beschlossen, das das eigentlich eine gute Idee sei
und buchten sich ein Quartier für einen Kurzurlaub in der Tango Pension in St.
Andreasberg. Die kannten die beiden von einem vorherigen Urlaub. Was sie
erzählten klang gut und ich buchte dort ebenfalls. Bei Anreise am Sonntag und
Abreise am Freitag gab es auch noch einen Sonderpreis, besser konnte es gar
nicht passen.

Der Plan war dann wie folgt: Erst 600 Kilometer Etappenfahrt Bad
Gandersheim vom 1. bis zum 3. Mai, dann ab in den Harz, dort noch mal ca. 600
Kilometer permanente Etappenfahrt in fünf Tagen, dann rüber nach Thale fahren,
340 Km Etappenfahrt mit Endspurt über Pfingsten und dann wollte ich auch noch
am Pfingstmontag zurück nach Hamburg fahren. Na ja, Pläne sind leicht gemacht.

Über Bad Gandersheim wurde schon von anderen berichtet. Nur so
viel, es hat richtig viel Spass gemacht, eine sehr schöne Strecke, eine gute
Gruppe und im wesentlichen gutes Wetter. Nächstes Jahr gerne wieder.

Am Sonntag nach gemeinsamen Frühstück in Bad Gandersheim machte ich
mich dann auf den Weg nach St. Andreasberg zum Hotel Vier Jahreszeiten, dem
Startpunkt der permanenten Etappenfahrt. Sabine und Kolja fuhren mit dem Auto,
so dass ich mir um den Transfer meines Gepäcks keine Gedanken machen musste.
Sabine hatte zu meinem kleinen Gepäck für das Bad Gandersheim Wochenende noch
einen Riesenkoffer von mir im Auto. Man braucht irgendwie mit zunehmenden Alter
immer mehr Zeugs für unterwegs, zumindest ich.

Die 50 km nach St. Andreasberg vergingen gefühlt weit schneller als
in Wirklichkeit, es ging wie abzusehen überwiegend bergauf aber ich genoss das
gute Wetter und das Gefühl einer vor mir liegenden Urlaubswoche. Der Empfang im
Hotel vier Jahreszeiten war sehr freundlich, fast begeistert. Es waren noch
nicht viele Etappenfahrer vor mir da. Nach kurzer Sichtung der verschiedenen
Etappen entschied ich mich für die kürzeste, noch mal gut 90 Kilometer durch
den Harz, das war denn doch genug. So gegen 12 Uhr startete ich dann zur ersten
Etappe "Rund um Bad Lauterberg" über Braunlage, Wieda, Bad Sachsa
entlang am Südrand des Harzes nach Rhumspringe über Herzberg und Sieber wieder
nach St.Andreasberg. Nach insgesamt gut 140 Kilometern und 2300 Höhenmetern an
diesem Tag freute ich mich auf Dusche, Essen und ein Bett. In der Tango Pension
wurde ich von Familie Lumma herzlich empfangen. Sabine und Kolja hatten nicht
übertrieben, es war eine wirklich schöne kleine Pension mit persönlicher Note.
Zimmer und Bett und erst recht das Frühstück und die Betreuung bei allen Fragen
und Problemen waren wirklich sehr ganz hervorragend.

Am Montag war dann die Oberharz Runde dran, 95 km und 1400 HM. Über
Sonnenberg ging es über die Harzhochstrasse nach Clausthal und weiter über
Wildemann nach Lautenthal. Von dort aus über Bockswiese, Kreuzeck nach
Zellerfeld und weiter zum Okerstausee. Von dort aus ging es über Altenau weiter
hoch nach Torfhaus und über Sonnenberg wieder zurück nach St. Andreasberg. Der
Harz war wie verwandelt am Montag. Keine Motorradfahrer, kaum Autos, selbst die
Fahrt über die Harz-Hochstrasse war ein entspannter Genuss (bis auf die
Steigungen, die gingen doch nicht so richtig entspannt) und das Wetter war
wieder vom Feinsten.

Am Hotel Vier Jahreszeiten angekommen fragte ich erstmal nach einem
Fahrradladen. Ich war mit meinem Mountainbike unterwegs, dass ich für den
geplanten Alpenurlaub mittels starrer Gabel, schmalen Slicks, Gepäckträger und
Schutzblechen vom Geländefeger in ein leichtes Reiserad verwandelt hatte. Die
Woche sollte als Generalprobe für die Alpenüberquerung dienen, nur ohne Gepäck.
Ich war vorher noch nie weiter als 100 Kilometer mit dem Rad gefahren. Das Rad
lief auch gut, nur mit dem Lenker und den dünnen Griffen hatte ich meine
Probleme und schon in Bad Gandersheim hatte ich mit Taubheit an zwei Fingern zu
kämpfen und es wurde schlimmer. Der Hotelbesitzer war selber Rennradfahrer und
kannte mehrere in Frage kommende Händler, aber keiner war um die nächste Ecke.

Also galt es, die nächste Etappe etwas abzuwandeln. Basis war die
Ostharzrunde mit einem kleinen Abstecher nach Bad Lauterberg. Über Silberhütte
ging es zuerst dorthin, wo ich erst eine Bank (gab's auch nicht so viele) und
dann den Radhändler fand, der mir schnell und kompetent geholfen hat. Der
Lenker wurde mit Biogrips versehen und fortan nahmen die Taubheitsprobleme
nicht mehr zu sondern ab. Die Griffe sind wirklich gut und absolut
langstreckentauglich. Von Bad Lauterberg ging es dann den Oderstausee entlang
nach Braunlage auf die ursprüngliche Strecke. Über Königshütte, Elbingerode,
Rübeland, entlang der Rappbode-Talsperre weiter nach Treseburg und Allrode ging
es über schöne Strecken, die ich schon von der letztjährigen Thale Fahrt
kannte. Über Stiege, Sophienhof, Rotheshütte, Benneckenstein und Sorge ging es
dann wieder nach Braunlage und St. Andreasberg. Am Ende des Tages standen 140 km
und 1900 Höhenmeter auf der Uhr und ich war platt.

Das Problem mit der Etappenfahrt ist, dass es den Stempel erst
gibt, wenn man alle fünf Etappen geschafft hat. Mein Zeitplan hatte aber keinen
Tag Luft, ein Pausentag war in der grenzenlos optimistischen Planungsphase
nicht vorgesehen und noch mal für eine Etappe von Hamburg in den Harz fahren
wollte ich auch nicht. Also weiter, nur langsamer.

Am Mittwoch stand dann die Brocken-Runde an. Ich war noch nie auf
dem Brocken, da musste ich auf jeden Fall hoch. Es ging aber nicht direkt dort
hin, sondern erstmal zum warm werden über Altenau zum Torfhaus weiter über
Braunlage, Elend und Schierke und dann endlich zur Brockenstrasse. Die war wie
angekündigt eher was für ein MTB-Fully, selbst bergauf hoppelte man nur so über
die Schlaglöcher. Es zog sich doch ganz schön hin, bis ich oben war, aber die
Aussicht war eine echte Belohnung. Strahlend blauer Himmel und eine traumhafte
Sicht sind auf dem Brocken keine Selbstverständlichkeit, das war schon ein
Genuss. Ganz im Gegensatz zur Abfahrt, da muss man schon harter Masochist sein,
um daran Spass zu haben. Aber irgendwann ist man unten und es wurde auch
erzählt, dass es Planungen geben soll, die Strasse zu erneuern. Über Elend,
Königshütte, Tanne und Sorge ging es dann nicht ganz direkt zurück zum Ziel, es
sollten ja auch über 110 Kilometer werden und knapp 2000 Höhenmeter kamen auch
zusammen.

Zum Abschluss kam dann die Nordharzrunde dran, man sollte ja
schliesslich den ganzen Harz erkunden. Zuerst ging es über Oderbrück zum
Torfhaus und diesmal runter nach Altenau. Dann weiter zum Okerstausee nach Oker
und Bad Harzburg. Weiter ging es am Rand des Nordharzes über Stapelburg,
Ilsenburg nach Werningerode und dann rechts ab nach Elbingerode und über Elend
und Braunlage wieder nach St. Andreasberg. Irgendwann stellte ich beim Blick
auf die Streckenbeschreibung fest, dass man die Strecke eigentlich andersrum
fahren sollte, aber mir hat es so auch gut gefallen. Nach 110 Kilometern und
nochmals ca. 1500 Höhenmetern war dann die Etappenfahrt geschafft und ich bekam
den verdienten Stempel.

Für die einzelnen Etappen gab es immer eine Streckenbeschreibung
und eine Karte zur Orientierung. Die Streckenbeschreibung war offensichtlich
mit einem Navi erstellt. Abbiegehinweise wie "Rechts abbiegen auf
L1503" sind nur dann wirklich hilfreich, wenn man selber ein Navi besitzt,
auf dem selbige Strasse auch unter dieser Bezeichnung zu finden ist. Die
tatsächliche Beschilderung ist in so einem Fall geringfügig anders, da gibt es
noch ein bisschen Optimierungspotential. Aber insgesamt ist die Etappenfahrt
eine wirklich empfehlenswerte Sache. Man lernt den gesamten Harz mit allen
seine Facetten kennen und wenn das Wetter auch noch so schön mitspielt, ist das
ganze ein rundum schönes Erlebnis.

Der Rest des Planes wurde dann doch etwas
abgewandelt. Es war mir klar geworden, dass Wunsch und Wirklichkeit doch mehr
auseinanderklafften als erhofft. Die Fahrt von St. Andreasberg nach Thale
erfolgte im Auto von Sabine und Kolja. Noch mal ein herzliches Danke an die
beiden für den tollen Fahrservice. Am Freitag Nachmittag nahm ich dann noch am
ersten Teil der Endspurt Etappenfahrt teil, aber da ging schon nicht mehr viel.
Der Samstag war für mich dann dringend benötigter Ruhetag. Es reichte dann noch
mal für die Teilnahme an der Ausfahrt am Sonntag und am Montag ging es dann
zusammen mit Sabine und Kolja im Auto nach Hamburg. Aber gut fand ich das Ganze
trotzdem. Die Planung für den Alpenurlaub hab ich danach aber dann noch mal
überarbeitet.