Vorgestern war Reformationstag. Am Tag vor Allerheiligen 1517, hat Martin Luther 95 Thesen an die Tür genagelt. Lange her. Heute hätte er wahrscheinlich Twitter oder Facebook genutzt. So wie mit den Kommunikationskanälen, geht es auch mit dem Feiertag. Wird amerikanisiert, umfirmiert und zum Geschäft gemacht. Nennt sich jetzt Halloween. Außerdem war der letzte Freitag im Monat, Critical Mass (CM), der Tag der Hamburger Radfahrer. Man (frau natürlich auch) begibt sich auf die Straße, zeigt sich und zeigt auch Flagge für eine andere Gewichtung im Straßenverkehr.
Ich war dabei, jedenfalls ein wenig. Es war ein lauer Abend, insbesondere in Anbetracht des Datums. Beste Verhältnisse also für und mit dem Rad. Und es waren Viele. Ich hatte vor längerer Zeit schon mal teilgenommen und es gibt auch meine grundsätzliche Sympathie für die Anliegen von CM. In der Praxis war ich aber nicht ganz begeistert. Da wird der Ghettoblaster ans Rad geschnallt und einige meinten auch, kreuz und quer im Verband fahren zu müssen. Gestern hatte ich den Eindruck, dass alles besser, ruhiger und gesitteter geworden ist.
Mich bewegt im Moment die Frage, was Korsofahren ist. Wir hatten Ende 2011 das Gesamtpaket der Satzung für den Radsportverband Hamburg mehr oder weniger abgeschrieben. Damals fühlte sich die Arbeitsgruppe von den aktiven Vorstandsmitgliedern eher alleine gelassen. Heute muss ich als kommissarischer Vizepräsident Freizeit- und Breitensport mit den Vorschriften irgendwie zurechtkommen. Dabei kann ich nicht mal den Unterschied zwischen Freizeit- und Breitensport erklären. Außerdem gibt es eine Aufgabenbeschreibung für einen KO Breitensport, die eine wahre Wundertüte an möglichen Aktivitäten aufzählt. Dabei taucht auch der Begriff Korsofahren auf. Sowas veranstaltet in Hamburg kein Verein und auch einen KO Breitensport gibt es nicht. Leicht belustigt, habe ich im Netz einen Verein im Schwarzwald gefunden. Die machen sowas. Schmücken ihr Rad und fahren durchs Dorf. CM ist Korsofahren in der Großstadt-Variante. Selbst wenn der Radsportverband Hamburg alle seine registrierten Mitglieder an einem Tag auf die Straße bekommen würde, CM könnte zahlenmäßig locker mithalten. Und spätestens bei diesem Vergleich, sollte einem Radsportfunktionär der Schreck in die Glieder fahren. Man kann das natürlich auch ignorieren und aussitzen.
Ich beschäftige mich gedanklich mit solchen Themen, weil ich am 26.Januar 2015 an einem offenen Sonder-Endspurt-Vereinsabend, einen Vortrag zum Thema Breitensport im Hamburger Radsportverband halten will. Das fällt mir alles gar nicht so leicht, aber was muss, das muss.