Harz XI hieß es für den RV Endspurt. Fleche X müsste es für mich und wohl auch für Benno (da habe ich nicht alles erforscht) heißen. Die Tour ist mal entstanden, weil der Audax-Club eine Fleche angeboten hat. Fleche ist bei den Randonneuren eine 24 Stunden-Fahrt mit vorgegebenen Ziel, aber freier Streckenwahl. Man fährt als Team mit 2-5 Fahrern. Die Veranstaltung wird nicht mehr vom Audax-Club angeboten, aber deshalb kann man ja trotzdem so Rad fahren. Wir haben es mal wieder gemacht und sind auch gut angekommen (Trotzdem denkt der Verfasser darüber nach, auch mal was anderes zu machen).
Dieses Mal waren wir zu fünft und einen richtigen Harzer Berg hatte ich für die Strecke nicht eingeplant. Man wird eben nicht jünger. Wir fuhren also gleich aus Thale heraus, den Harz im Rücken, Richtung Norden. Nach etwa einer Stunde war Halberstadt erreicht. Halberstadt hat über 40.000 Einwohner, beeindruckende Kirchen und am Holzmarkt steht eine Rolandsfigur. Foto und dann die Abkürzung über den Pflasterweg und durch den Park genommen. Man muss sich auch mal die Hinterhöfe ansehen. Und dann kam doch noch ein Berg, nicht Harz aber Huy. Die Anderen haben oben für mich eine kurze Pinkelpause eingelegt.
Irgendwie müssen die Kilometer zusammenkommen und zwischen Thale und Hamburg untergebracht werden. Mit Schleifen und Bögen macht man so etwas. Hinterm Huy bogen wir links, Richtung Westen ab. Über verkehrsarme Straßen, welligem Gelände und bei Sonnenscheing ging es der ehemaligen innerdeutschen Grenze zu. Heiner kommt aus Liebenburg und hat Freunde dort. Er arrangierte ein Mittagessen in der dortigen privaten Nervenklinik. Wir hatten liebenswürdige Gastgeber, die uns im parkähnlichen Garten der privaten Inhabervilla bewirteten. Beruhigend, dass am Pfingstwochenende die Klink nur mit eingeschränktem Personaleinsatz arbeitet und nur akute Notfälle aufnimmt. Uns wurde bestätigt, dass wir keinen akuten Eindruck erweckten. Es war gemütlich und dauerte daher auch etwas länger als geplant. Aber um vier saßen wir wieder auf dem Rad und hatten auch noch eine kurze Besichtigungsrunde zur Burg absolviert.
Plan war es in Steinhude, das Steinhude am Meer, mit dem letzten Tageslicht anzukommen. Das Licht war eigentlich egal, aber wir wollten da noch etwas essen. Von Liebenburg bis nach Steinhude sind es so um die 140 Kilometer, die wollen gefahren werden. Also immer weiter, weiter Richtung Westen und nördlich wellig vorm Harz lang. Ruhig und angenehm zu fahren. Nur eine bemerkenswerte Steigung zwischen Sehlde und Bockenem. Dann waren wir aus dem Einzugsgebiet des Harzes raus und strebten der Leine zu. Wir nahmen die Brücke bei Nordstemmen. Die Straße zur Marienburg hoch war allerdings Baustelle und wir mussten auf den Burgberg verzichten. Aber flach kamen wir auch nach Eldagsen. Es kam dort zu einer Begegnung mit einem merkwürdigen Autofahrer. Außerdem gab es Erdbeeren, Kaffee vom Bäcker und Getränke aus dem Supermarkt.
Kurz vor Beckedorf, zwischen Stadthagen und Bad Nenndorf, führte der geplante Track in den Wald. Das Problem war nicht der Wald, sondern der Weg ohne Asphalt. Wir haben andere Straßen und Wege gefunden. Langsam wurde es dunkel. Wir würden erst nach 22:00 Uhr in Steinhude sein und so kam es. Ich machte mir Sorgen um die Versorgungslage. Der Wirt im Biergarten ließ sich aber noch erweichen. Es gab Nackenschnitzel, wahlweise mit Pommes oder Kartoffelsalat.
Ich hatte mich umgezogen. Das lange Trikot und die Dreiviertel-Hose erwiesen sich als etwas zu warm, aber es ließ sich aushalten, wenn man nicht zu schnell fuhr. So kurz vor Mitternacht begann auch die gefährliche Zeit. Gefährlich in dem Sinne, dass man müde wird. Und die Gefahr bestand nicht im Autoverkehr, der war zu der Zeit und auf der Strecke gering. Aber wenn die Beine wacher als der Kopf sind, weicht man schnell mal vom geplant Weg ab oder fährt dem Kollegen in die Schaltung. Beides ist uns nicht passiert, aber ich musste mich einige Male etwas lauter äußern, um alle in der Richtung zu halten.
Hinter Steinhude hatten wir bald wieder die Leine überquert und steuerten über Schwarmstedt das Truppenübungsgelände um Bergen und Munster an. Es ist nicht ganz klar, ob man da als Radfahrer fahren darf, aber es gibt kaum was Besseres als die Panzerringstraße. Glatter Asphalt und ein Auto pro Stunde. Das Sanitätsfahrzeug war wohl zum Bier holen unterwegs und überholte uns. Wer uns da entgegenkam und kurz fast stoppte, konnten wir nicht erkennen.
Die B3 kreuzte unseren Weg und führt direkt zum Autohof an der Autobahnabfahrt Soltau Süd. Es kreuzte sich zwar, aber wir oben auf der Brücke und die B3 untendrunter. In der Nähe lief eine Beregnungsanlage und mit einem kleinen Schlenker auf der trockenen Seite, kamen wir über Ackerwege runter zur Hauptstraße.
Der Autohof erwies sich als durchaus gastlich, das angeschlossene Restaurant war offen und hatte Bänke mit Kunstlederbezug. Gastlich allerdings auch für die Gruppe jugendlicher Handballer, die den Saisonausgang für unseren Geschmack etwas laut feierten. Aber man kann nicht alles haben. Mir gelang es jedenfalls nicht, ein wenig zu schlafen. Ein Kaffee kurz vor fünf und dann machten wir uns wieder auf den Weg. Mit lockerem Tempo, aber ohne zu bummeln, ging es über Salzhausen und Winsen zur Fähre nach Hoopte. Wir mussten zwar etwas warten, aber der Fährmann war pünktlich. Wir mit der ersten Fähre um halb neun in Zollenspieker und damit wieder auf Hamburger Gebiet. Benno ist noch ganz Mann und hat ein Handy:“Aufstehen, Kaffee kochen!“. Eine gute halbe Stunde später sind wir in Nettelnburg und es gibt Brötchen. Nur Heiner musste ganz schnell nach Hause.
Wenn man die statistischen Messungenauigkeiten zugunsten einer längeren Distanz auslegt, dann haben wir so immerhin 400 km in 23 Stunden geschafft.
Track
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