Der Countdown läuft

Die Sachen sind gepackt und das MTB ist verladen. Morgen nach dem Frühstück geht es los. Die ersten 800 km noch mit Motorkraft bis Rottach Egern. Dort noch einmal übernachten und Montag 09:00 Uhr ist Start für meine erste Transalp. Ich bin voller Vorfreude, aber habe auch eine gehörige Portion Respekt. Durch mehrmalige Trainingsunterbrechungen auf Grund von Krankheit, bin ich nicht so fit wie ich das sein sollte. Ich denke aber, das ich es mehr oder weniger gut über die Alpen schaffen werde. Die Tour ist eine 2 Level Transalp, so das ich täglich die Gruppe wechseln kann, je nach dem wie ich mich fühle.
Ich werde versuchen, je nach Netzverfügbarkeit, wenn möglich täglich hier ein paar Zeilen zu schreiben, wie es mir/uns ergangen ist.
Bis dahin,
Gruß Torsten
 

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Viel Spaß und heil zurück

Viel Spaß und wenig Regen wünsch ich dir. Und bitte, heil zurück kommen. Immer schön vorsichtig fahren. Du sollst ja nächstes Jahr mit nach Berlin kommen!

Der "Prolog" ist geschafft

Nach einem gemeinsamen Frühstück mit der Familie, bin ich heute morgen um 09:00 Uhr in Hamburg zum "Prolog" gestartet. Als ich auf der A7 war, fing es an wie aus Eimern zu schütten. Das ging so bis kurz vor Göttingen. Höhe Kassel wurde es heller und ab dem Kirchheimer Dreieck schien die Sonne und die Temperatur stieg bis auf 25 Grad. Leider blieb das nicht so. Als ich dann die A9 erreichte, wurde es wieder dunkel, nass und auch der Verkehr wurde dichter. Eine Baustelle nach der anderen und zu allen Überfluss auch noch ein Unfall im Baustellenbereich. So ging dann die Durchschnittsgeschwindigkeit tief in den Keller. Nach knapp 9 Stunden habe ich dann die Ziellinie überquert.
Der Wetterbericht auf Bayern3 hat für morgen noch etwas Regen am Alpenrand vorausgesagt. Ab Dienstag soll es trocken bleiben und von Tag zu Tag wärmer werden. Ich hoffe die bayrischen Wetterfrösche sind besser als die unseren und behalten Recht. 
Morgen steht nun die erste Etappe an. Knapp 70 km und gute 1000 hm. Ich denke, wir werden dazu keine 9 Stunden brauchen;-).
Ich hoffe euch auch morgen wieder einen kurzen Bericht schreiben zu können.
Bis dahin viele Grüße aus Bayern
Torsten
 

Bin wieder da

So, bin wieder zurück. Mit den Internetzugängen in Östereich und Italien war es nicht so weit her.
Ich hab jetzt erst mal viel zu verarbeiten, um den Kopf von den vielen Erlebnissen wieder frei zu kriegen. Ich werde in den nächsten Tagen einen ausführlichen Bericht schreiben. So viel sei schon gesagt: Es war toll.
Gruß Torsten

Hier ist er nun

 
Etappe 1
 
Um 05:00 Uhr werde ich wach. Der Regen prasselt auf das Dach und meine Stimmung geht sofort in den Keller. Ich dreh mich noch mal um und schlafe wieder ein. Als dann um 07:00 Uhr der Wecker klingelt hat es aufgehört zu regnen. Bevor ich zum Frühstück gehe, bringe ich noch das Gepäck zum Auto und schaue in den Himmel. Es ist stark bewölkt, aber mit blauen Lücken. Ich hoffe das es so bleibt und gehe frühstücken.
08:45 Uhr setze ich mich ins Auto und fahre zum Treffpunkt. Es sind schon 4 Teilnehmer dort. Ich gehe zu ihnen, stelle mich vor und wir kommen ins Gespräch. Alle 4 haben, so wie ich, die Level 1 Tour gebucht. Kurze Zeit später fährt ein Ford Transit auf den Parkplatz. Es steigen ein junges Mädel, die Fahrerin, und zwei ebenso junge sportliche Burschen in Radklamotten aus. Kurze Begrüßung und schon fahren drei Autos mit österreichischen Kennzeichen vor. Es steigen insgesamt 9 Ösi´s aus. Es wird turbulent auf dem Parkplatz. Aus dem Transit werden sieben Mietbikes ausgeladen, zusammengebaut und eingestellt. Allesamt für sieben der neun Österreicher.
Dann stellen die Guides sich vor, machen eine kurze Ansprache und teilen die zwei Gruppen auf. Zwei der Österreicher fahren Level 1, die anderen Level 3. Ursprünglich hatte ich ja auch Level 3 gebucht, habe dann aber auf Grund von mehrmaliger Trainingsunterbrechung auf Grund von Krankheit auf den einfacheren Level umgebucht.
Nach einem kurzen Bike-Chek geht es los. Wir fahren kurz auf Asphalt, dann auf Forstwegen. Es geht schon ziemlich gut bergauf. Das Wetter hält und das Panorama ist, besonders für einen wie mich(der noch nie in den Alpen war), gigantisch. Nach einer knappen Stunde sind wir schon auf österreichischen Boden. Nach kurzer schneller Abfahrt kommen wir an eine Wirtschaft, in der wir Mittag machen. Hier treffen wir auch die Level 3 Gruppe wieder. Bevor es weiter geht, machen wir einen kurzen Abstecher an die Kaiserklamm. Diese Engstelle der Brandenberger Ache ist schon beeindruckend. Man kann sich kaum vorstellen wie die Wassermassen zur Schneeschmelze hier hindurch kommen.
Weiter geht es entlang der Brandenberger Ache wieder bergab. Am Nachmittag erreichen wir das Inntal. Dort fahren wir leider wieder fast nur auf Asphalt. Nach einem kurzen Abstecher auf Schloß Transberg, entdecken wir doch noch einen Singeltrail, der uns fast genau vor unserem ersten Tagesziel, dem Hotel "Brandenberger Hof" in der Ortschaft Stanz wieder ausspuckt.
Die Level 3 Gruppe kommt ca. zwei Stunden nach uns im Hotel an. Sie hatten schon einen ziemlich kapitalen, wie unnötigen Sturz zu verzeichnen. Nicht auf verblocktem Trail, sondern auf dem Radweg. Ein PKW stand im Weg und musste umfahren werden. Direkt dahinter stand ein Poller, den einer der Gruppe übersah und mit dem linken Bremshebel erwischte. Das Vorderrad stand natürlich sofort. Den Rest könnt ihr euch denken. Glücklicherweise konnte er weiter fahren, klagte aber für den Rest der Woche über Nackenbeschwerden.
Zum Abendbrot gab es ein sehr gutes 4-Gänge-Menue für 20 Euro. Nach ein oder zwei(oder drei?) Weißbier ging es auf die Zimmer.
 
Etappe 2
 
07:30 Frühstück, 09:00 Abfahrt. So hieß es eigentlich jeden Tag. Vor der Abfahrt natürlich der obligatorische Bike-Chek und eventuelle kleine Reparaturen. Für die Level 3 Gruppe stand heute die Königsetappe an. 2500 Höhenmeter auf 80 Kilometer. Schwierigster Teil, die Bezwingung des Patscherkofel, der Hausberg der Insbrucker.
Für uns ging es leider wieder auf Asphalt weiter durch das Inntal. Vorbei an den Swarowski-Werken, dem größten Arbeitgeber von Tirol, bevor es dann wieder hochprozentig bergauf ging. 500 hm auf knapp 6 km. Nach kurzem Stopp an der Innsbrucker Bobbahn, ging es weiter auf Forstwegen. Unser Guide Phil versprach uns für heute aber noch einen Singeltrail, der aber nicht gerade einfach sein sollte. Es kam schlimmer. Endlich wieder ein Singletrail, und dann kaum fahrbar. Der Trail war ohnehin schon technisch schwierig, zusätzlich aber noch total durchweicht, so das, wenn überhaupt, nur kurze Abschnitte für uns fahrbar waren. Nachdem der Trail uns wieder ausgespuckt hatte, suchten wir uns ein Lokal um Mittag zu essen. Wir wurden schnell fündig und fanden einen schönen Platz mit guter Weitsicht auf der Terrasse.
Wir bestellten, bis auf eine Ausnahme, Kaiserschmarrn. Damit war die Küche für einen Moment etwas überfordert, bekam es aber dann souverän in den Griff. Gut gestärkt ging es dann auf Asphalt sehr wellig weiter in Richtung Etappenziel. Auf den letzten 5 km galt es nocheinmal ca. 400 hm zu überwinden. Kurz vor dem Anstieg gönnten wir uns noch eine Cappuchino-Pause. Dann machten wir uns auf, um die letzten Höhenmeter bis zur Bergankunft unter die Räder zu nehmen. Am Hotel Humlerhof angekommen, erwartete uns schon unsere Begleitbusfahrerin Lena. Die Level 3 Gruppe erreichte das Hotel ca. eine Stunde später.
 
Etappe 3
 
Nach dem obligatorischen Bike-Check geht es gemeinsam mit der Level 3 Gruppe einen kurzen schnellen Singeltrail hinunter und dann mal wieder auf Asphalt kurz bergauf, bevor wir wieder einen versteckten Zugang zu einem Trail fanden, der parallel zur Brennerstraße auf den Brenner führte. Nach kurzem Photoshooting ging es auf der alten Bahnstrecke, die zum Radweg umfunktioniert wurde Richtung Sterzing. Eine alte, in früherer Zeit sehr wichtige Handelsstadt der Region. Auf dem Weg dorthin hatten wir den ersten und zum Glück auch einzigen Platten der Woche. In Sterzing mussten wir dann noch eine kurze Zwangspause einlegen. Dem Guide ging am Hinterrad eine Speiche zu Bruch. Während er den Schaden in einem Bike-Laden reparieren ließ, nutzten wir die Zeit für eine Cappuchino/Eispause. Dann ging es weiter Richtung Brixen. Leider wieder fast ausschließlich auf Asphalt. Das "Hotel Fischer", meiner Meinung nach das beste Hotel auf der ganzen Tour, liegt wunderschön am Hang. Somit hatten wir wieder eine Bergankunft und es galt zum Ende der Etappe nochmal richtig Höhenmeter zu machen. Dafür wurden wir aber mit einen kühlenden Bad im Hotelpool belohnt. Zum Abendessen gab es wieder ein 4-Gänge-Menue, welches diesmal aber inclusive war.
Halbzeit. Nun haben wir die Hälfte der Tour schon geschafft. Es war bis hier sehr schön, das Wetter einmalig und die Gruppen passten auch sehr gut zusammen. Etwas gestört hat mich, wie man sicher schon herauslesen konnte, der zu hohe Asphaltanteil. Aber das ist auf Level 1-Niveau nicht anders zu machen. Für mich war das ja auch eine Kompromislösung. Da ich mich aber gut fühlte, entschied ich mich die vierte Etappe mit der Level 3 Gruppe zu fahren.
 
Etappe 4
 
Die Etappe ging gleich gut los. Vom Hotel weg sofort mit einer Steigung von >20%. Und das mit vollem Magen. Auf den ersten 15 km haben wir 900 Höhenmeter gemacht. Dann kam eine kurze Abfahrt in ein kleines Bergdorf. Dort machten wir eine kleine Pause und füllten unsere Trinkflaschen wieder auf. Dann ging es richtig zur Sache. Die nächsten 450 Höhenmeter waren noch fahrbar. Dann hieß es das Bike zu schultern und nochmal 500 Höhenmeter zu bewältigen. Wir brauchten dazu eine knappe Stunde. Das war knallhart, aber ich habe es nicht eine Sekunde bereut. Die erste Belohnung dafür erhielten wir auf der Brogleshütte. Mittagessen bei schönstem Sonnenschein mit grandiosem Panorama.
Ich fragte mich, wie wohl die ganzen Leute hier hoch gekommen sind? Uns sind unterwegs eigentlich gar nicht so viele Wanderer begegnet. Aber es schien irgendwo um die Ecke eine Seilbahn zu geben.
Nachdem wir uns gestärkt hatten, fuhren wir weiter. Es sollte heute noch eine Steigerung geben. Nach einer halben Stunde erreichten wir die Resciesa Schutzhütte auf 2170 m Höhe. Von dort aus galt es noch ein paar Höhenmeter zu überwinden um zum Gipfelkreuz zu kommen. Nach ca. 15 Minuten mit kurzer Schiebepassage haben wir es erreicht. Das Panorama was nun vor uns lag, ist mit Worten und Bildern kaum zu beschreiben. Man muss es einfach gesehen haben. Nach kurzem Photoshooting ging es zurück zur Schutzhütte. Dort legten wir noch eine kurze Cappuchinopause ein, bevor es in rasanter Abfahrt, zuerst auf Schotter und dann auf Asphalt in Richtung Hotel ging. Ein kleines Schmankerl hatte unser Guide aber noch zu bieten. "Bock auf Singletrail?" Er hatte die Frage kaum ausgesprochen und schon bogen wir auf einen kurzen gut fahrbarem Trail mit ein paar netten Stufen. Dieser spuckte uns dann fast auf der Terrasse eines Caffee´s aus. Die Gäste und der Kellner guckten im ersten Moment wohl genau so erstaunt wie wir. Dann bestaunten sie uns wie wir die ca. 15 Stufen von der Terrassen runter polterten.
Im Hotel angekommen, ließen wir die Erlebnisse dieses tollen Tages erst mal bei einem Weißbier sacken. 42 Kilometer mit 2000 Höhenmetern. Einfach genial.
 
Etappe 5
 
Auch für diese Etappe entschied ich mich für die Level 3 Gruppe. Heute solle es auf die Seiser Alm gehen. Auch hier galt es gleich 800 Höhenmeter am Stück zu bewältigen. Ich konnte aber heute nicht so mit der Gruppe mithalten wie am Vortag, hatte aber keine wirkliche Erklärung dafür. Nichts desto trotz biss ich mich durch. Oben angekommen tat sich uns wieder ein tolles Panorama auf. Die Seiser Alm umfasst ein ziemlich großes Gebiet. Wir durchquerten dieses einmal längs auf dem Hauptkamm. Dann ging es fast ausschließlich auf Singletrails teils rasant, teils technisch und verblockt, gute 1000 Höhenmeter bergab. Plötzlich waren wir auf einem scheinbar nicht enden wollenden flowigen Trail. Das war ein Gefühl, als schwebte man durch den Wald. Das hätte bis ans Ende der Etappe so weiter gehen können. Genau so plötzlich wie er begann, endete er dann leider auch wieder. In dem kleinen Ort Völz, suchten wir uns dann ein Lokal um Mittag zu essen. Nachdem wir unsere Speicher wieder gefüllt hatten, ging es nochmal ca. 600 Höhenmeter recht rasant bergab nach Bozen. Je tiefer wir kamen desto wärmer und drückender wurde die Luft. Unten angekommen hatten wir 36 Grad. Nun ging es erst mal wieder auf dem Radweg einmal quer durch die Stadt. Dann ging es wieder bergauf in den Montiggler Wald. In diesem Wald gibt es ein paar versteckte Seen. An einem dieser Seen machten wir noch einen kurzen Stopp und kühlten uns ab. Nun hatten wir es fast geschafft. Es ging noch etwas wellig durch den Montiggler Wald bevor uns dieser dann im schönen sonnigen Tal der Etsch wieder ausspuckte. Noch ein paar Kilometer auf durch das Tal und wir erreichten unser Hotel in der kleinen Ortschaft Kurtinig.
Diese beiden Etappen waren für mich der Inbegriff dessen, was ich mir immer unter einer Transalp vorgestellt habe.
 
Etappe 6
 
Für die sechste und letzte Etappe entschied ich mich wieder für die Level 1 Gruppe. Nicht weil mir Level 3 zu schwer war, sondern weil Level 1 das Ziel, Riva del Garda, wesentlich eher erreichte und man so mehr Zeit am Gardasee verbringen konnte. Die Etappe selber war eher unspektakulär. Wir fuhren mit relativ hohem Schnitt ca.75 km auf dem Etschtal-Radweg. Aber auch diese letzte Etappe hatte ihren ganz speziellen Flair. Praktisch beim gemütlichen ausrollen, die Woche nochmal an sich vorbeiziehen lassen. Die Vorfreude auf den Gardasee und auch voller Stolz das man es wirklich geschafft hat mit dem Rad die Alpen zu überqueren.
Einen Gänsehautmoment gab es dann aber doch noch. Als nach einer Kurve der See, eingerahmt von Ausläufern der Alpen plötzlich vor uns auftauchte. Schnell noch ein paar Fotos geschossen und die letzten Kilometer bis Riva gekurbelt. Dort am Strand angekommen, wurden wir schon von Lena unserer Begleitbusfahrerin, mit gekühltem Sekt empfangen. Alle waren glücklich es geschafft zu haben. Wir umarmten und beglückwünschten uns und sprangen in den kühlen See.
Ich werde diesen Bericht auch noch bei Helmuts Fahradseiten einstellen. Dort wird es dann auch noch ein paar Bilder dazu geben.
 

Viel Spaß

und komme bitte heil und gesund  zurück.
Viel Spaß wünschen wir dir.
 
Gruß Torsten