12 Uhr mittags am Sonnabend vor dem zweiten Advent, startet seit Menschengedenken die Tour zum Lübecker Weihnachtsmarkt. Der langjährige Organisator (also ich) konnte sich bewegen, die Tradition fortzusetzen. Er hat dafür sogar seine sommerliche Radsportpause unterbrochen um sich systematisch, auf diesen seinen Saisonhöhepunkt, vorzubereiten. Spaß beiseite: mit knapp 15 Leuten ging es ab Bergedorf los und mit den in Zusteigern in Großhansdorf, waren wir knapp über zwanzig. Wir sind alle gut angekommen. Trotz der kurzen einfachen Streckenvariante (75 km) sind wir wieder nicht ganz im Hellen angekommen. Aber so ein wenig Dunkelheit gehört ja zu den Tagen vor Weihnachten.
Sturm Xaver war schon am Freitag durch und hatte auf seiner Rückseite für einen leichten winterlichen Hauch gesorgt. Beim Start in Bergedorf war es sogar richtig hell, für einen Tag Anfang Dezember. Gut gelaunt starteten wir im Trubel am Bahnhof. Selbst Skeptiker rechneten noch nicht mit einer Heimniederlage beim Fußball.
Ich hatte zu Hause extra noch mal meine Schaltung überprüft. Den letzten Gang brauchte ich schon, um die Steigung, links von der Bille ab, mit einiger Eleganz bewältigen zu können. Aber viel mehr kam dann auch nicht. Über Reinbek und Brunsbek (erster platte Reifen) ging es nach Großhansdorf. Xaver hatte sich bis dahin einen umgewehten Baum hinterlassen. Der zweite Baum warf die U-Bahn zwischen den Stationen Kiekut und Großhansdorf aus der Bahn. Man arbeitete daran und wir mussten eine kleine Umleitung nehmen.
Alles verändert sich. Der gewohnte Bäcker war Renovierungsarbeiten zum Opfer gefallen und die Zeit (also der Organisator) drängte auf Weiterfahrt. Lübeck war noch nie so nah, wie in diesem Jahr. Aber ein bisschen Gelände sollte schon sein, also ging es zu Fuß über die Autobahn und dann auf schmalen Pfaden durch Hoisdorf. Dann glaubten wir dem etwas mickerigem Schild, das der Jungfernstieg gesperrt sei (Björn und Kirsten waren alleine vorgefahren. Sie berichteten auf dem Weihnachtsmarkt, dass auf dem Weg Aufräumarbeiten stattfanden).
Der kleinen Wald zwischen Sprenge und Schiphorst ist vor allem orientierungsmäßig eine kleine Herausforderung. Die haben wir ohne Problem gemeistert, aber gleich danach nutzte der Vereinskollege mit dem strammen Sitz (der vom Mantel auf der Felge) für eine weitere Reifenpanne.
Bis zum Elb-Trave Kanal kam jetzt eigentlich nur noch Asphalt, außerdem ging es im Prinzip hauptsächlich bergab. Erstaunlicherweise lauerte gerade auf dem Stück mehr Arbeit für den Organisator, als erwartet. Es mussten Anweisungen wie „kürzer“ oder „ruhiger“ kommuniziert werden, um alles zusammenzuhalten. Aber zum Schluss fügte sich alles auf wundersame Weise zusammen und wir erreichten ohne Verluste den Weihnachtsmarkt.
Damit war die Arbeit getan, alles weitere würde sich wie von selbst ergeben. Ergab sich dann auch. Ich gestehe, ich hätte gerne eine knappe Stunde länger am Glühwein verbracht. Dafür hätte ich auch gut auf die Aussicht auf den abfahrenden Zuges verzichten können. Aber der Kaffee am Bahnhof war nicht schlecht. Man konnte sogar sitzen.