aus dem Vereinsarchiv aus unbekannter Quelle, vermutlich 1935:
"Hamburgs Radsportler schlagen Berlin
Schöner Sieg im Carl-Bans-Rennen durch Wendelborn
Die große Hamburg-Berliner Begegnung im Straßensport endete mit einem Sieg der Wasserkante, wobei allerdings nicht verkannt werden muß, daß von den gemeldeten Berlinern nicht alle zur Stelle waren. Das Rennen selbst ging von Anfang an hart los und wer einmal abgefallen war, dem war es nicht möglich vorn zu landen. Im ersten Teil der Fahrt die üblichen Ausfälle durch Rad- und Wadendefekte, so daß ein Drittel der gestarteten Fahrer noch geschlossen die Zwangs- und Verpflegungskontrolle erreichte. Nachdem in 20 Minuten die Fahrer verpflegt und neu gestärkt sind, geht es zu den entscheidenden Kämpfen. In schöner Staffel geht es im 40er Tempo nach Lübtheen; die Beine spielen, es muß immer noch schneller gehen; da kommen die Berge. Wetzel, der eben so brav geführt hat, bleibt zurück und auch von Husen wird sauer. In Wittenburg kommt man in den Gegenwind, schnell sind die Übersetzungen gewechselt und dann „haut“ Ortmann ab. Schnepf und Kötke können den Vorstoß nicht ab, auch Olde/Hamburg und Schlen/Berlin werden lang. Der Boizenburger Berg, dicht belagert mit Schaulustigen, bringt den erwarteten Kampf. Wendel führt, wird dann von Körner und Ehlers abgelöst, und schon ist's passiert. Alles quirlt durcheinander , jeder gibt noch eins besser; lang ist das Feld, es wird länger und länger und erst nach 5 Klm. ebbt der Sturm ab und schließt das Feld zusammen. Man hat einmal die Fühler ausgestreckt und hinter Lauenburg will man sich durch eine kleine Erholungspause zu neuen Taten stärken; da macht Wendelborn ein rechtes Husarenstückchen. Er ist plötzlich 50 Meter vorne weg, das Feld nimmt die Sache nicht ernst und hat nicht mit dem kleinen, aber doch starken Endspurtmann gerechnet. Die Hamburger haben plötzlich keine Luft mehr, nachzuführen, und als Bartoskiewiecz/Berlin auch noch Reifenschaden erleidet, ist es ganz aus. Derweilen kämpft Wendelborn unverdrossen gegen den Wind an, erreicht Hamburg und das Ziel mit großem Vorsprung und kann vor einer großen Zuschauermenge mit dem goldenen Siegerkranz seine wohlverdiente Ehrenrunde fahren. Sein Sieg ist doppelt verdient, da er in den ersten 15 Kilometer stürzte und mit zerschundenem Körper das Rennen fortsetzte und trotzdem Erster wurde.
Herrenklasse, 240 Klm. 1. W. Wendelborn, Endspurt Hamburg 6:50, 2. D. Ehlers, Diamant Hamburg 6:52. 3. W. Ortmann, Sport Hamburg dichtauf. 4. C. Crackow Endspurt Hamburg dichtauf. 5. W. Körner, Blitz Berlin. 6. E. Schneider, Fedia Berlin dichtauf. 7. U. Olde, Germania Hamburg 6:54. 8. R. Bartoskiewiecz, Obü Berlin, dichtauf. 9. F. Schlen, Fedia Berlin 7:03. 10. W. Kornrumpf, HRB Hamburg 7:17. 11. W. Kötke, Diamant Hamburg, dichtauf. 12. H. Schnepf, HRB Hamburg, dichtauf. 13. W. Kamm, Eule Peine 7:29. 14. F. Schmidt, Diamant Hamburg 7:30 15. U. v. Husen, Diamant Hamburg, dichtauf. 16. F. Anthony, Endspurt Hamburg, dichtauf 17. H. Cjaya, Endspurt Hamburg, dichtauf. 18. H. Förster, Germania Hamburg, dichtauf.
Jugendklasse, 50 Klm. 1. Nagel/Germania 1:30,23. 2. Dethmann/Germania, dichtauf. 3. Hagen/Germania, dichtauf. 4. Kalinowski/Böttcher/Mifa, dichtauf. 5. C. Löwenhagen/Diamant, dichtauf. 6. H. Löwenhagen,/Diamant, dichtauf. 7. Mundt/HRB, dichtauf. 8. v. Husen/Diamant, dichtauf. 9. Fischer/Germania, dichtauf. 10. Sonntag/Endspurt dichtauf."
Kommentare
Wendelborn/Endspurt
Vielen Dank für die tolle Aufarbeitung des Berichts. Wenn ich richtig mitgezählt habe, waren 4 Endspurtler unter den ersten 17. Man beachte den Hinweis auf die Änderung der Übersetzung unterwegs. Damals gab es mehrere Systeme zur Änderung der Übersetzung. Die Schaltung per Hebel mit mehereren Zahnkränzen kam gerade erst auf. Wenn ich das richtig zusammen bekomme, war es wohl auch noch üblich, die Übersetzung durch die Wendung des Hinterrades mit verschiedenen Übersetzungen auf beiden Seiten. Das ist ja bei den modernen Fixis wieder schwer in Mode. Eine Seite mit Freilauf, die andere Seite ohne!
Gut zu sehen ist das in dem Olympiafilm bei dem Radrennen während der Olympischen Spiele 1936.
Endspurt Hamburg !!!
Schöner Bericht !!!
Was mir natürlich sofort auffiel, dass es ca.1935 schon hieß "Endspurt Hamburg" und nicht "Endspurt v. 1905"...
Sehr schön! Mir fällt auf,
Sehr schön!
Mir fällt auf, dass RV Endspurt Hamburg schon damals nur einen jugendlichen Fahrer am Start hatte.